Regentropfen

Ich sehe zu, wie die Regentropfen an der Fensterscheibe ein Wettrennen veranstalten. Zuerst sind sie klein und langsam, dann schließen sie sich zusammen und fließen gemeinsam immer schneller werdend dem Ziel entgegen, dem Ende der Fensterscheibe. Genauso verläuft ein Menschenleben. Anfangs ist man klein und alleine unterwegs, dann findet man einen netten Menschen, schließt sich … [weiterlesen …]

Jesus, Maria…und Josef!

Sie legten das Baby ins Stroh des Futterbehälters, Bestellten beim Wirt Pizza und eisgekühltes Selters. Auf Klappstühlen ließen sie sich nieder, Maria öffnete ihr strammes Mieder, Josef zog seine roten Gummistiefel aus, Suchte Skatkarten aus dem Rucksack heraus. Als die ersten Gäste kamen, Spielten die Herren ohne die Damen, Die bestaunten das faltige dreifaltige kleine … [weiterlesen …]

Chill mal

„Rutsch mal, Tom! T-o-o-m!“ „Das ist grad so gemütlich.“ „Das ist aber ’n Zweisitzer und kein Fußableger, Mann.“ „Wohin dann damit? Hab keinen Bock auf Thrombose, das liegt in der Familie.“ „Elender Hypochonder! Mum ist ’n Junkie, da gibt’s nichts zu erben. Mach dir Platz aufm Tisch!“ Tom schiebt Aschenbecher, Pizzareste, Streichhölzer und Gläser mit … [weiterlesen …]

Oh Ludwigshafen!

Du bist die graue Stadt am Fluss, für manches Auge kein Genuss, von vielen wirst du gar verschmäht… Du warst Vision – bist Realität! Ein Kunstwerk aus Beton und Stein: Oh, Ludwigshafen, Stadt am Rhein! Wer dich betritt, der atmet schwer, und sucht es, das spezielle Flair, wo Brücken bröckeln, Schlote qualmen, kaum einer pries … [weiterlesen …]

Jens Kotulla

Auszüge aus dem Büchlein „LYRIK der acht Schmerzen“, von Rolf G. Ruck und Jens Kotulla, erschienen im Eigenverlag („Schöne Momente Verlag, Mannheim“), 2019. 90 Seiten, gebunden Der Buchtitel ist angelehnt an das historische Genre der chinesischen Dichtkunst mit dem Titel „Lyrik der sieben Schmerzen“. In solch einem Gedicht dramatisiert der Dichter wie die fünf Körpersinne … [weiterlesen …]

Die anner Gschischd

„Ooh Mann! Wie weid issn des noch? Isch kann ball nimmer hogge. Mein Schdeiß duud mer weh unn mei Sizzflesch is schun wund geriwwe vun dem Gschoggl. Der boggische Esel bleibd jo a allerith schdehn unn zobbd sisch die Bledder vum Griezeig ab, des verfressene Vieh.“ „Wenn isch des vorher gewissd hedd… Isch sei was … [weiterlesen …]

Anti-Weihnachts-ABC

… der etwas andere Leid-Faden für eine hoffentlich besinnliche *räusper* Zeit A Ansage an alle: Abendländische Aktivitäten abbrechen. Advent abblasen! Andacht absagen. Atheismus annehmen! Alkohol abfüllen! Alles abfackeln. Anders ausgedrückt: Als astreines Arschloch agieren! B Beizeiten Bier bechern, besinnungslos besaufen, Betende behelligen, brutalstmöglich betteln, Barmherzigkeit beenden. Barfuß Bethlehem betreten. Boah! Bei Bescherung… C Christstollen checken, … [weiterlesen …]

Die Schuhe vom Bürgermeister

Was ich ganz dringend brauchte, waren Schuhe! Aber man konnte im Jahr 1946 nicht wie heute in ein Geschäft gehen und sich welche kaufen! Es gab nämlich keine! Deswegen musste man sich einen Bezugsschein besorgen. Also ging ich jede Woche zum Rathaus. Dort war alles nach A, B, C usw. geordnet. Ich sagte: „Ich komme … [weiterlesen …]

Die Rheinüberquerung im Morgengrauen

1946: Meine Freundin Helga lebte in Mannheim-Sandhofen. Das gehörte zur amerikanisch besetzten Zone. Sie konnte ohne weiteres zu uns in die Pfalz kommen, was sie auch häufig tat. Wer wie wir linksrheinisch lebte, war französisch besetzt, und wir durften umgekehrt diese Zone nicht verlassen! Nach Mannheim zu gelangen, war auf legalem Wege also nicht möglich! … [weiterlesen …]

Mr. Chic und die ersten „Amis“

März 1945. Zwei Tage lang flatterten Flugblätter auf alle Straßen und Plätze in Oppau. Sie aufzuheben und zu lesen, war streng verboten. Das wurde über Lautsprecher bekannt-gegeben. Von den Nationalsozialisten wiederum wurden Flugblätter in einer anderen Farbe ausgegeben. Sie sollten darauf hinweisen, dass die Propaganda des „Feindes“ nicht gelesen werden darf. Gehalten haben wir uns … [weiterlesen …]