Schlaf

Atemlos regiert die Zeit, die Menschen stets zur Eile treibt. Sie frisst sich fett an ihrem Eifer, geilt sich auf an Gier und Geifer, bis sie prall vor Lust pulsiert, ihr feister Leib schier explodiert und sie geschwind ein Kind gebiert. Ein Mädchen, ganz aus Fleisch und Blut, das gleich der Mutter niemals ruht, bald … [weiterlesen …]

Bis auf weiteres…

Die Spitzen der Politik hatten sich wieder einmal versammelt, um erneut über das weitere Vorgehen in der Flüchtlingsfrage zu verhandeln. Aber wie schon bei früheren, hartnäckigen Debatten war das Treffen auch diesmal ohne nennenswertes Ergebnis verlaufen und ein gemeinsames Vorgehen zum x-ten Mal auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben worden. Der protestierende Verhandlungsteilnehmer kehrte frustriert in seine … [weiterlesen …]

Manchmal

Manchmal lass’ ich meine Augen reden, denn sie sagen ohne Worte was durch Sprache nicht zu hören ist. Manchmal rufen meine Augen still und wortlos in die Nacht. Und als Antwort kommt die Ruhe – Quelle ungeahnter Kraft. Manchmal lachen meine Augen voll Vertrauen in den Tag und ich spüre, fühle, lebe – ohne Worte … [weiterlesen …]

Zeit der Lindenblüte

Linden auf meinem Weg. Ihr Wohlgeruch beharrlich erinnernd an die Zeit mit dir. Schwebend auf Wolken, berauscht vom Bouquet, fernab der Wirklichkeit. Blicke, verzehrend. In einander versinkend. Den Atem raubend. Stummes Verstehen. Aus heiterem Himmel dein Bekenntnis. Ein Funke auf trockenes Gras, entfachend ein Flammenmeer. Am Ende verbrannte Erde. Tiefschwarze Nacht. Und jedes Jahr aufs … [weiterlesen …]

Diaspora

Bauschutt vor Glaspalästen Steinzeit Poren aus Ytong Risse in der Schalenhaut Sensible Oberflächen Fehlfarben Auf dem Sichtbeton. Beim Bluten und Entmischen Beim Einbau und Verdichten Von Mörtel und Zement Entstehen Narben im Gesicht der Stadt Entkernter Städtebau im Trend Platz für Abrissbirnen. Spätbarocke Kirchenvesper Sandsteinbrocken Parmesan Diözese Liegenschaft mit Ordensschwester Rucola. Partisan im Bärlauch Pfad … [weiterlesen …]

Am anderen Ufer

Jenseits der Wasser tanzende Lichter. Hoffnungszeichen, zum Greifen nah. Rettende Küste. Helfende Hände. Willkommensgruß: Ein freudiges „Ja“. Ersehnte Freiheit. Angstfreies Leben. Sichere Zukunft, die ’s hier nicht gab. Jenseits der Wasser bestürztes Erwachen. Getäuscht, verraten. Geplatzter Traum. Den Falschen vertraut. An Grenzen gescheitert. Von Zäunen umgeben auf engstem Raum. Friedliches Leben längst nicht für alle. … [weiterlesen …]

die sorge

groß und mächtig strahlt die sorge vom sich sorgen selbst ernährt und niemand weiß wie all das leid vor dem wir fürchten wohl zu erfahren sei wenn und dann und überhaupt und niemand weiß ob nicht vielleicht auch glück geboren werden kann wenn sich sorgen nicht mehr lohnt und wenn und dann den sinn verliert

Ich auch Gedicht …

Christian Rehn war am 10. Mai 2016 zum ersten Mal bei der Spätlese … hier sein Gedicht als Video von einer anderen Veranstaltung:

Großer Bub

Spargelstangen werden geschnitten. Dann hat die Familie mehr davon mit weißer Soße und Kartoffeln dazu. Die Augen blicken rüber zur Mutter, erwartungsvoll und wissend. Sie legt den Kotelett-Knochen auf seinen Teller, damit er dem Vater nacheifern kann. Schnell legt er die Händchen um den panierten Stiel, knabbert mit den Mäusezähnchen, schaut nach Papa und fühlt … [weiterlesen …]

Festhalten

An einander gelehnt die Sonne betrachten, wie sie versinkt am Horizont. Wachsende Schatten, eins werdend mit der Dämmerung im schwindenden Licht. Der Stille lauschen, die, gespenstig sich ausbreitend, Kühle mit sich bringt. Fröstelnd sich anschmiegen, zitternd im Gleichklang. Sich umarmen, umklammern, festhalten. Einander, wie den Augenblick.